(Kreis Paderborn Pressemeldung vom 05.02.2014)
Kreis Paderborn (krpb). „Be connected“ oder „a place for friends“: Soziale Netzwerke im Internet holen Jugendliche in ihrer Suche nach Sinn und eigener Identität ab. In der digitalen Welt bewegen sie sich wie selbstverständlich, tauschen Nachrichten, Fotos und Videos aus. Das Internet bietet die Chance, dank Smartphone und Tablet überall und jederzeit andere am eigenen Leben teilhaben zu lassen, Inhalte mit ihnen zu teilen. Doch die Schattenseiten werden ausgeblendet oder sind nicht ausreichend bekannt. Kinder und Jugendliche sind deshalb schutzlos unterwegs: „Cybermobbing, Gewaltvideos auf dem Handy, Einstellen von urheberrechtlich geschützten Fotos und Videos bei YouTube oder illegale Film und Musikdownloads sind nur einige Beispiele dafür, wie wichtig es ist, einen kritischen Umgang mit medialen Angeboten zu erlernen und die eigene Medienkompetenz weiterzuentwickeln“, sagt Günther Kröger, Leiter des Kreismedienzentrums Paderborn. Der Kreis Paderborn hat deshalb in Kooperation mit der Landesanstalt für Medien NRW (LfM) das Projekt „Medienscouts“ auf den Weg gebracht.
Im Kern geht es darum, Schülerinnen und Schüler von erfahrenen Medienexperten zu Medienscouts auszubilden, die dann wiederum ihr Fachwissen weitergeben. Fachleute sprechen von der so genannten „Peer-Education“. Dahinter steckt die Erkenntnis, dass junge Menschen sich lieber von Gleichaltrigen aufklären lassen, die ein ähnliches Nutzerverhalten haben. Alles geschieht auf Augenhöhe. „So lernen die Jugendlichen selbst ein Stück Verantwortung zu übernehmen, sie haben aber natürlich immer auch die Möglichkeit, entsprechend ausgebildete Lehrer als Berater zu kontaktieren und zu befragen“, so Kröger. Medienscouts werden seit 2011 landesweit ausgebildet. Der Kreis Paderborn ist gleichwohl Pilotprojet, weil hier erstmalig auch Förderschulen mitmachen. Die Projektleiterin der LfM, Dr. Meike Isenberg, reiste aus Düsseldorf nach Elsen, um sich ein Bild vor Ort zu machen.
Neben zehn allgemeinbildenden Schulen aus den Kommunen im Kreis – eine Sekundarschule, vier Realschulen, drei Gymnasien und zwei Gesamtschulen – nehmen auch zwei Förderschulen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL), die Moritz-von-Büren-Schule und die Liboriusschule, teil. „Chancengleichheit bei der Mediennutzung und eine möglichst barrierefreie Zugänglichkeit zur Informationsgesellschaft sind nicht nur wichtige Ziele der LfM, sondern auch ihr gesetzlicher Auftrag.“, verdeutlicht Dr. Meike Isenberg. Deswegen versuche man, Angebote der Medienbildung so zu gestalten, dass sie allen Menschen offen stünden. Neben der Verbesserung der chancengleichen Nutzung von Medienangeboten wolle die LfM durch innovative Medienbildung auch dazu beitragen, den praktischen Umgang mit Medien und die aktive Beteiligung gezielt zu fördern.
Im Projekt „Medienscouts NRW“ setzen sich insgesamt 24 Beratungslehrer und 48 Medienscouts aus dem Kreis Paderborn mit den Chancen und Risiken der Internetnutzung intensiv auseinander. Sie werden in fünf ganztägigen Workshops zu den Themenbereichen „Internet und Sicherheit“, „Social Communities“, „Computerspiele“, „Handy“ und „Implementation“ geschult und sollen anschließend selbst als Referenten eingesetzt werden, ihre Mitschüler qualifizieren und ihnen als Ansprechpartner bei medienbezogenen Fragen und Problemen zur Verfügung stehen.
Das Projekt läuft seit Anfang des Schuljahres 2013/14 in zwei aufeinander folgenden Ausbildungsstaffeln mit insgesamt 12 Schulen aus dem Sekundarbereich. Die Workshops werden in der LWL-Förderschule Moritz-von-Büren-Schule (Förderschwerpunkt Hören und Kommunikation) und der Gesamtschule Paderborn-Elsen durchgeführt, wo die erforderliche Barrierefreiheit für die Teilnahme der Schüler/-innen aus der Liboriusschule (Förderschwerpunkt körperliche und motorische Entwicklung) gegeben ist. „Die Gesamtschule Paderborn Elsen ist seit dem Tag ihrer Gründung mit dem Anspruch angetreten, eine „Schule für alle Kinder“ zu sein.“, meint Schulleiterin Annegret Greipel-Bickel. Dahinter stehe das Ziel, Schülerinnen und Schüler aus vielfaltigen sozialen wie kulturellen Milieus, mit verschiedenen Begabungsprofilen und unterschiedlichem sonderpädagogischen Förderbedarf unter einem Dach gemeinsames Leben und Lernen zu ermöglichen.
Kröger selbst hat als Lehrer bereits mehrfach erlebt, „wie problematisch gerade das Mobbing im Internet bei Schülern werden kann“. Es sei bisher schwierig gewesen, die Thematik Medien und die Probleme, die dort auftauchen könnten, Schülern und Lehrern näherzubringen, sie damit zu konfrontieren. „Das kann natürlich nicht nur an einem Projekttag geschehen. Die Nachhaltigkeit dieses Projektes und die Implementierung in den Schulalltag spielen eine ganz wichtige Rolle“, betont Kröger. Durch die fünf Workshops sei eine intensive Auseinandersetzung mit diesen Themen möglich, Schüler und Lehrer erhielten eine tolle Vorbereitung, so dass sie Medienkompetenzen auch nach längerer Zeit noch weitervermitteln könnten.
(Quelle: http://www.kreis-paderborn.de/kreis_paderborn/presse/2013/entries/medienscouts-neu.php)